Zu Ostern wird in Welschbillig geklappert

In der Gemeinde Welschbillig wird dieser alte Osterbrauch noch immer gerne aufrechterhalten

Vom Abend des Gründonnerstags bis zum frühen Morgen des Ostersonntags schweigen in den katholischen Pfarrgemeinden die Glocken.
Man sagt auch: „Die Glocken fliegen nach Rom“. In dieser Zeit sorgen in vielen Gemeinden noch Klapperkinder mit lauten Holzklappern und typischen, festgelegten Rufen dafür, dass die Bürger erfahren, wann es Zeit für das Gebet zum Morgen und Abend ist, oder wann die Mittagszeit angebrochen ist. Dieser schöne Brauch wird auch in Welschbillig noch gepflegt.

Es gab Orte in denen war es nur den Messdienern erlaubt zu klappern und zu dieser Zeit konnten auch nur Jungen Messdiener werden. In Welschbillig hingegen war es nicht unbedingt Voraussetzung, dass man als Klapperkind auch Messdiener war, aber nur die Jungen durften klappern! Das ist heute natürlich anders. Viele Mädchen sind als Messdiener tätig und auch beim Klappern sind sie mit vollem Engagement dabei. Der Ort ist inzwischen sehr groß, die Familien kleiner, so dass wirklich jedes Kind gebraucht wird.

Die Aufteilung des Dorfes mit seinen Straßenzügen ist schon seit langer Zeit geregelt. Für jedes der streng abgesteckten Gebiete ist eine eigene Gruppe verantwortlich, die zudem jeweils von einem älteren Kind – dem „Klapper-Chef“ geleitet wird. An Grenzgebieten kann es auch mal zu kleinen Streitigkeiten zwischen zwei Gruppen kommen, da am Karsamstag beim „Eieraufheben“ der Lohn für die geleistete Klapperarbeit in den Häusern abgeholt werden kann. Und da zählt dann jedes Haus!

Zum Eieraufheben treffen sich die einzelnen Klappergruppen am frühen Karsamstag und ziehen mit österlich geschmückten Handwagen von Haus zu Haus, um Eier, Süßigkeiten oder auch kleinere Geldgeschenke einzusammeln. Die Eier und die Süßigkeiten werden direkt danach untern den Mitgliedern der Gruppe verteilt.

Nach dem letzten Klappergang am Abend des Karsamstags wird dann auch der eingesammelte Geldbetrag unter den Kindern verteilt – hierbei richten sich die Beträge oft nach der Regelmäßigkeit der Teilnahme eines jeden  Kindes.

Kinder beim Oster-Klappern in Welschbillig

In Welschbillig wird geklappert: Kinder beim traditionellen Oster-Klappern

Während die „Klapperchefs“ früher vorwiegend die besonderen Regeln und die teilweise fast militärische Aufstellung der Gruppe sowie die Anwesenheit genau prüften, achten diese heute vorwiegend auf die Jüngeren in der Gruppe. Das Tempo wird entsprechend angepasst und der Verkehr in den betroffenen Straßen beobachtet, so dass nichts passieren kann.

Traditionelle Zeiten und genau festgelegte mundartliche Rufe für die Klapperrunden

Die Klapperkinder halten sich an genau festgelegte Zeiten und Texte, die sie auf den jeweiligen Klapperrunden durch das Dorf laut ausrufen.

Geklappert wird am Morgen des Karfreitags um 6:00 Uhr zur Betglocke, um 12:00 Uhr zum Mittag, zweimal vor dem Kreuzweg am Karfreitag, bzw. der heiligen Messe und abends um 19:30 Uhr einmal zur Betglocke. Am Morgen des Karsamstags wird wieder um 6:00 Uhr zur Betglocke geklappert. Um 9:00 Uhr trifft man sich zum „Eier aufheben“. Um 12:00 Uhr wird wieder zum Mittag geklappert. Das Klappern endet am Karsamstag entweder um 19:30 Uhr zur Betglocke oder mit dem Klappern vor dem abendlichen Gottesdienst. Bis vor einigen Jahren wurde übrigens auch noch am Abend des Gründonnerstags nach der Messe geklappert.

Zu den offiziellen Klappergängen wird in regelmäßigen Abständen zwischen dem Klappern der jeweilige Anlass ausgerufen. Diese Rufe erfolgen im Welschbilliger Dialekt und sind dadurch für  Menschen, die den Dialekt nicht kennen, vielleicht nicht immer ganz einfach zu verstehen:

Zur Betglocke: „Et laut Betglock“
30 Minuten vor der Messe: „Et laut ischt“
15 Minuten vor der Messe: „Et laut ze Hoof“
Zum Mittag: „Et laut Metdisch“.

Früher wurde zudem auch noch um 4.00 Uhr früh am Ostersonntag geklappert. Dabei wurde gerufen: „Dier Leit stitt opp, et ass Usterdach!“. Seit einigen Jahren versucht eine Gruppe gestandener Männer (vielleicht mit Schlafproblemen?), diese alte Tradition wieder aufleben zu lassen und mit anhaltendem Klappern und lautem Rufen den Schläfern am Ostersonntag zu verkünden: „Dier Leit stitt opp, et ass Usterdach!“.

Es ist überliefert, dass so mancher der unsanft geweckten Schläfer bei diesen Tönen nicht eben gute christliche Gedanken hegt. Sei es drum, auch dieser Einsatz gehört in Welschbillig schon fast zur Tradition.

Ostersamstags beim "Eieraufheben"

Ostersamstags beim „Eieraufheben“

Beim Eieraufheben werden die potentiellen „Spender“ an ihrer Haustür mit „Viel Gleck an’d Hous, Geld oder Ustereier rous“ begrüßt. Der Überlieferung nach wurde am Karsamstag beim Einsammeln der Eier bei unwilligen Spendern der Spottvers gerufen: „Honnert Hohner un kän Ei, Honnert Hohner …!“ In Hochdeutsch heißt das: „Da hat einer hundert Hühner, aber will uns kein einziges Ei geben!“

Osterklappern – Handwerk Made in Welschbillig

Sie hat viele Namen: Osterklapper, Karfreitags- Klapper, Ratsche, Rätsch, Raspel, Zarre, Klapperkasten oder auch einfach nur Klapper.
Der Brauch selbst, wie auch die Klappern, sind je nach Gegend sehr unterschiedlich. Von fahrbaren Geräten, Brettern mit kleinen Holzhämmern, kleinen oder größeren Holzratschen, kleinen Brettchen mit Griff und einem Hammer oder den sogenannten Klapperkästen kommt so ziemlich alles vor. In Welschbillig wird die „Klapper“ verwendet.

Lange Zeit wurden die Klappern von den Schreinern oder Stellmachern im Dorf hergestellt, die jedoch häufig aus Altersgründen oder wegen des Aufwandes diese Tätigkeit eingestellt haben.

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Otmar Grewenig in seiner Werkstatt

Sucht man heute noch nach einer neuen Osterklapper, schaut man am besten mal bei Otmar Grewenig am Schankstor in Welschbillig vorbei. Hier, in seiner alten Stellmacher-Werkstatt, werden bereits in der vierten Generation die Osterklappern hergestellt. Herr Grewenig hat die Werkstatt von seinem Vater übernommen und tatsächlich sind noch viele der Geräte von dessen Vater angeschafft worden. Wer die Sendung noch kennt: beim Betreten der Werkstatt fühlt man sich sofort an Meister Eder und seine Schreinerwerkstatt erinnert!

Otmar Grewenig liegt viel an der Pflege des alten Brauchtums: “Heute legen wir unsere eigenen Traditionen oft sehr schnell beiseite und übernehmen statt dessen lieber neue Gebräuche, die oftmals aber nichts mit unserer lokalen Kultur zu tun haben. Ich möchte helfen, dass der alte und schöne Brauch des Osterklapperns und die Tradition in unserem Hause weitergeführt wird. Daher baue ich die Klappern noch, so lange es mir Spaß macht.”

Jedes Jahr fängt er schon lange vor Ostern an, die Klappern nach überlieferten Plänen und Schablonen zu bauen, so dass der Nachschub an Klapperkästen und Klipp-Klapps für Neueinsteiger aber auch für diejenigen, die eine alte Klapper ersetzen möchten, gesichert ist.

Die Hölzer für den Bau der Klappern werden lokal besorgt, oft sogar aus dem eigenen Wald. Lediglich für den Deckel der Klapper wird Buchensperrholz benötigt, dass Herr Grewenig dazukaufen muss. Durch die Verwendung des Sperrholzes kann bei der fertigen Klapper das Gewicht deutlich reduziert werden. Die Griffe und Achsen werden wie früher auf der Drechselbank hergestellt. Ca. einen Tag dauert die Herstellung einer einzigen Klapper und jeder Arbeitsgang erfolgt in Handarbeit.

Und wer kauft denn nun noch die Klappern?
“Seit Jahren kommen  überwiegend die Mütter mit dem Nachwuchs zu mir in die Werkstatt, um nach einer neuen Klapper zu fragen. Sie achten besonders auf Gewicht und  angemessene Lautstärke der Klapper”, meint Otmar Grewenig. Alte Klappermodelle wogen fast zwei Kilogramm und reichten jüngeren Kindern vom Knie bis zum Kinn. Da heute auch schon Kinder im Alter von zwei bis drei Jahren beim Osterklappern mitmachen, wurden die Modelle etwas kleiner und leichter gemacht. Es gibt heute sogar spezielle Modelle für Linkshänder und auch etwas „leisere“ Klappern für die Zartbesaiteten unter dem Klappernachwuchs. Für den Rest der Klapperkinder gilt heute wie früher: desto lauter die Klapper desto besser!

Wer eine Klapper zu Ostern erwerben möchte, meldet sich am besten kurz bei Otmar Grewenig an und schaut dann selber in seiner Werkstatt vorbei, um sich seine ganz persönliche Klapper aussuchen zu können.

Otmar Grewenig, Schankstor 12, 54298 Welschbillig, Tel. 06506/1300

Textvorlagea: Otmar Grewenig