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Die Geschichte Welschbilligs

von Franz Lüttgen, Welschbillig

Im Oktober 2016 feiert Welschbillig das 725. Jubiläum zur Verleihung der Stadtrechte im Jahr 1291 durch Kaiser Rudolf von Habsburg.
Hierzu finden Sie auf unserer Webseite noch einige weitere Dokumente:

725 Jahre Welschbillig
Festprogramm zur Jubiläumsfeier

 

Externer Link
Im Rheinischen Landesmuseum in Trier finden Sie viele Exponate aus Welschbillig und der angrenzenden Region.

Die Steinzeit und Bronzezeit

Im Bereich von Welschbillig, aber auch in der unmittelbaren Nachbarschaft bei Eisenach, sind immer wieder Steinbeile gefunden worden. Im Aspeltwald und im Brandenbüsch befinden sich noch viele Hügelgräber aus der Bronzezeit.

 

Die Zeit der Römer

Der Ort Welschbillig liegt nicht weit entfernt von der Straße Trier-Bitburg. Diese Straße wurde schon von den Treverern benutzt, bevor Caesar Gallien eroberte. Sie verband zur Zeit der Römer Lyon mit dem Niederrhein. Damals, besonders seit 100 n. Chr., entstanden in Eifel und Hunsrück an landschaftlich reizvollen Stellen in der Nähe von Quellen viele Villen. So geschah es auch in Welschbillig, nicht weit von dieser wichtigen Handels- und Militärstraße entfernt, und zwar im Bereich des heutigen Ortszentrums. Von einer großen Villa hat man immer wieder Fundamente oder Mosaiksteinchen gefunden; rekonstruieren kann man sie aber kaum wegen der Überbauung. Im 3. Jahrhundert ist sie einmal zerstört worden.
Im 19. Jahrhundert hat man im Bereich der ehemaligen Burg immer wieder Köpfe ausgegraben und im Zusammenhang mit den Ausschachtungsarbeiten für den Bau der neuen Kirche ein Wasserbecken oder Ruderteich von etwa 60 mal 18 Metern und darin mehr als 50 solcher Köpfe auf Steinpodesten entdeckt, Hermen genannt. Die Hermen zeigen Griechen, Römer, Syrer, Germanen, Gelehrte, Feldherrn und Götter aus dem ganzen Römerreich. Dieser Fund, einmalig nördlich der Alpen, ist im Trierer Landesmuseum zu bewundern. Das Ausmaß des Hermenweihers samt einigen Hermenkopien zeigt sich im schwarzen Steinpflaster auf dem Petersplatz vor dem Burgtor und im Pfarrgarten.
Die ganze Anlage der erweiterten Villa samt Hermenweiher stammt aus dem 4. Jahrhundert, als das benachbarte Trier Hauptstadt von Gallien und zugleich Kaiserresidenz war. Sie war hochherrschaftlich und wurde wohl bewohnt von einem „Trevererbaron“, vielleicht in kaiserlichem Auftrag. Man vermutet, sie sei die Verwaltungszentrale eines großen Gebietes gewesen, das von der so genannten Langmauer umgeben wird. Diese Mauer, die in zwei Zügen auf Welschbilliger Boden verlief und in Wäldern heute noch gut zu erkennen ist, war 72 km lang und umfasste ein großes Gebiet von der B 51 bis weit über die Kyll. Offensichtlich wurde die Großstadt Trier von den vielen Bauernhöfen dieses Gebietes mit landwirtschaftlichen Produkten beliefert.
In der Zeit der Völkerwanderung wurden Villa und Hermenweiher zerstört; letzterer aber blieb zu einem großen Teil bis zur Ausgrabung im Boden erhalten.

 

Das Frühmittelalter

Die fränkische Eroberung der Eifel und Triers im 5. Jahrhundert betraf natürlich auch Welschbillig. Ausgrabungen haben ergeben, dass der Ort weiterhin besiedelt blieb, besonders durch Gräber 125 m westlich des Friedhofs, der im Bereich der ehemaligen Villa liegt. War die keltisch oder romanisch sprechende Bevölkerung schon vorher christianisiert worden, so waren auch die Franken, die sich mit dieser vermischten, nach einigen Jahrzehnten Christen. Am Eingang des heutigen Friedhofs befand sich bis ins 19. Jahrhundert hinein die Pfarrkirche. Sie war dem heiligen Petrus geweiht, und auch heute wird Petrus als Pfarrpatron verehrt.
Ein Blick auf Pfarrkirchen im alten Erzbistum Trier mit diesem Petruspatrozinium lässt vermuten, dass die Trierer Kirche, die ebenfalls dem heiligen Petrus geweiht ist, im 6. Jahrhundert das „platte Land“ missionierte und an geeigneten Stellen wie Ehrang, Bitburg, Echternach, Bettingen und Neumagen Urpfarreien errichtete, in Welschbillig für den südlichen Teil des Langmauerbezirks.
In der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts werden die Orte „Billiacum“, Sülm, Röhl, Newel und Möhn, die alle im Langmauerbezirk liegen, erstmalig genannt, und zwar in einer Schenkungsurkunde des Frankenkönigs Dagobert I. an die Kirche des heiligen Paulinus in Trier. Billiacum war zweifellos der Hauptort. Leider ist diese erste Ortsbezeichnung nur aus einer späteren Abschrift überliefert. Der Name erklärt sich entweder wegen der Endung „-iacum“ als Eigentum eines Herrn „Billig“, oder er ist wie andere „Billigorte“ ein Hinweis auf die römisch-gallische Provinz Belgium, die sich von Reims bis an die Mittelmosel erstreckte.

 

Das Hoch- und Spätmittelalter

Haben sich im heutigen Ortsbild, von Hermen und Säulenkopien einmal abgesehen, bis ins hohe Mittelalter hinein keine Gebäude oder Gebäudereste bis heute sichtbar erhalten, so änderte sich dies mit der Errichtung einer Burg auf dem Gelände des ehemaligen Hermenweihers. Burgen waren Machtzentren für Herren, die ein größeres Gebiet verwalteten. In diesem Fall war es der Trierer Erzbischof als weltlicher Herr. Für das 12. Jahrhundert ist eine erste Befestigung in Welschbillig bezeugt. In der Mitte des 13. Jahrhunderts wurden vier Türme um diese Burg errichtet. Sie wurde als Festung und zugleich als „Schloss“ ausgebaut und mit einem Wassergraben umgeben. Wie die Burg ausgesehen hat, kann man heute noch an dem Stadtsiegel aus dem 14. Jahrhundert erkennen, nach dem das heutige Ortswappen gezeichnet worden ist. Ein Burgherr oder Amtmann verwaltete von hier aus ein größeres Gebiet, vergleichbar dem ehemaligen Langmauerbezirk. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts wurde das Umland von Welschbillig aus verwaltet. Die Erzbischöfe verweilten offensichtlich gern in der Burg. Burgtor, Reste des Nordwestturms und des Wallgrabens sind bis heute erhalten. Sie geben der Ortsmitte ein mittelalterliches Gepräge.
An der sog. Universität, Mühlenstraße 4, haben sich noch gotische Gebäudeteile erhalten. Ein mittelalterliches Bauwerk einzigartiger Güte ist die spätgotische Klosterkirche auf dem Helenenberg.
Im Hochmittelalter wurde der Ort Billig „Welschbillig“ genannt, wohl zur Unterscheidung von anderen Orten gleichen Namens. „Welsch“ könnte sich – das ist nur eine Vermutung – ableiten vom Lateinischen „vallis“, Tal. Die Gebäude um eine Burg herum, bewohnt von Bediensteten und Bauern, wurden so benannt, weil damit eine mindere Form von Stadtrechten verbunden war.
Dieses „Tal“ hat dann am 29. Mai 1291 von König Rudolf von Habsburg durch Vermittlung des Trierer Erzbischofs Boemund I. zusammen mit Saarburg, Wittlich, Bernkastel, Mayen und Montabaur Stadtrechte erhalten. Dadurch hat er die erzbischöflich-weltliche Macht festigen können. Um die Stadt herum wurde eine Stadtmauer mit vier Toren errichtet. Davon sind noch zwei teilweise erhalten: die Burgport an der Zollstraße 9 und das Haus Zum Schankstor 12. Einen Teil der Stadtmauer mit Turm kann man von der erneuerten Brücke über den Stadtgraben am Ende der Zollstraße sehen. Die Fundamente der Mauer sind noch an vielen Stellen erhalten.

 

Die Neuzeit

Im 16. und 17. Jahrhundert wurde die Gegend westlich des Rheins immer wieder von Kriegszügen heimgesucht. So wurde Welschbillig im Jahre 1674 von französischen Truppen fast völlig niedergebrannt. Der Ort erholte sich nur sehr langsam. Er wurde nun nicht mehr als Stadt, sondern nur noch als „Flecken“ bezeichnet. Brände führten dazu, dass der heutige Hausbestand im inneren Bereich der Stadtmauer zum großen Teil erst aus dem 19. Jahrhundert stammt. Auch so hat das Ortszentrum seinen besonderen Reiz.
Auch die Burg war zum großen Zeit zerstört. Der Erzbischof ließ zum Beginn des 18. Jahrhunderts auf dem Burggelände ein neues barockes Amtshaus errichten, das heutige Pfarrhaus. Am Eingang ist das Wappen von Karl Josef von Lothringen aus dem Jahre 1711 zu sehen.
Die Bevölkerung bestand zum größten Teil aus Bauern. Viele waren selbständig, zum Teil arbeiteten sie aber für größere Landgüter, die zumeist kirchlichen Einrichtungen gehörten. Selbst die erst im 16. Jahrhundert gegründeten Jesuiten besaßen hier zwei Höfe. Erhalten sind der ehemalige Hof des Domkapitels, Zollstraße 4, und die schon genannte sog. Universität, ein Hof der Trierer Jesuiten.

 

Die neueste Zeit

Die Einwohnerzahl stieg im 19. Jahrhundert von 500 auf etwa 1300. Die baufällige spätgotische Kirche auf dem heutigen Friedhofsgelände wurde viel zu klein, und so wurde um 1890 eine neue katholische Kirche ebenfalls auf dem Burggelände erbaut. Sie ist eine der wertvollsten Kirchen der Neugotik im Bistum Trier und wurde in den 1970er Jahren vollständig renoviert.
Im Laufe des 20. Jahrhunderts veränderte sich der Ortscharakter: Aus einem Dorf, in dem die meisten Berufe mit der Landwirtschaft verbunden waren, wurde eine Gemeinde mit vielen Berufen, auch vielen Pendlern nach Trier, Bitburg und Luxemburg. Der ehemals enge Raum innerhalb der Stadtbefestigung wurde, nachdem diese im 19. Jahrhundert an die Anwohner übergeben worden war, erweitert, und heute gibt es mehrere Neubaugebiete.
Eine Volksschule besteht in Welschbillig seit langer Zeit. Das ehemalige Schulgebäude Zum Schankstor 9 – daneben ist ein noch älteres Schulhaus erhalten – und das zu Anfang des 20. Jahrhunderts erbaute Gebäude an der Mühlenstraße 9 zeugen davon. Bis in die 1970er Jahre besuchten sie viele Kinder auch aus der Umgebung. Heute gibt es hier eine Grundschule mit mehreren Klassen und Schülern aus Welschbillig und den Ortsteilen. In der Kultur- und Marktscheune besitzt Welschbillig einen überregional bekannten Versammlungsort.
Von 1815 bis 1947 gehörte Welschbillig zu Preußen, und es wurde wieder Amtsort für eine ganze Reihe von Dörfern der Umgebung, und zwar bis zur Verwaltungsreform im Jahre 1970. Damals wurde Welschbillig in die Verbandsgemeinde Trier-Land eingemeindet, und die Orte Möhn, Ittel, Hofweiler und später auch Träg wurden in die „Mehrortsgemeinde“ Welschbillig integriert.